Auferstehung. Sherlock.

„Die Auferstehung Jesu ist äußerst unwahrscheinlich, das glaube ich einfach nicht.“

Schon einmal diese Aussage gehört? Die meisten denken, dass sie damit “aus dem Schneider” sind (und die Christen “beweisen” müssen, dass die Auferstehung stimmt).

Das ist aber nicht wahr. Auch wer nicht an die Auferstehung glaubt, muss etwas erklären.

Dazu ein Beispiel: Meine Familie und ich kommen aus dem Urlaub zurück. In unserer Wohnung finden wir einen gedeckten Tisch vor und einen Topf dampfender Suppe darauf. Mein Mann sagt: „Wow! Ich glaube die Oma war da und hat für uns gekocht.“
Wenn ich nun darauf antworte, dass ich mir das mit der Oma nicht vorstellen kann und daran nicht glaube, dann ist diese Skepsis natürlich mein gutes Recht. Allerdings entbindet mich meine Skepsis nicht davon, auch etwas erklären zu müssen. Nämlich: Woher kommt dann der gedeckte Tisch und das Essen?!

Ähnlich ist es mit der Auferstehung. Wer nicht daran glaubt, muss auch etwas erklären, nämlich: Woher kam dann die Jesus-Bewegung?!

Lassen Sie uns doch gemeinsam ein bisschen über die Fakten zur „Jesus-Bewegung“ nachdenken. Die Frage, woher sie kam, ist nämlich gar nicht so leicht zu beantworten, wie man vielleicht meinen könnte.

Folgende Fakten können als gesichert gelten:

Erstens.

Ein Mann (Jesus) scharte Anhänger um sich und wurde hingerichtet.
Von dieser Tatsache berichtet das gesamte Neue Testament der Bibel – und einige außerbiblische Quellen.
So schreibt zum Beispiel Tacitus (römischer Historiker, 54 - 117 n.Chr.) über die Christinnen und Christen: „Der Urheber ihres Namens, Christus, war während der Herrschaft des Tiberius durch den Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden.“ (Annalen 15,44)

Zweitens.

So ein gescheiterter Messias war absolut nicht ungewöhnlich.
Im Gegenteil: Die Menschen in Israel vor 2000 Jahren warteten sehnsüchtig auf den Messias – also auf den von Gott versprochenen Retter, der endlich das Reich Gottes aufrichten würde. (Bekannte andere „Messias-Anwärter“ sind zum Beispiel Judas der Galiläer, Simon Bar-Giora, Simeon Bar-Kochba…)

Diese Messias-Bewegungen verliefen normalerweise immer nach demselben Muster:
1) Ein Messias-Anwärter tauchte auf und scharte Anhänger um sich.
2) Der Messias-Anwärter starb (meistens wurde er hingerichtet, weil er zu viel Unruhe stiftete).
3) Die Bewegung starb mit ihm und die Anhänger zerstreuten sich in alle Winde.

Der letzte Punkt war die logische Konsequenz der jüdischen Messias-Erwartung. Der Tod eines Messias-Anwärter bewies im jüdischen Denken vor allem eines: Dass dies bestimmt NICHT der Messias war.

Drittens.

IRGENDETWAS war im Fall von Jesus von Nazareth anders.
Auch die „Jesus-Bewegung“ begann wie all die anderen Messias-Bewegungen: Jesus wirkte öffentlich und fand viele Anhänger, er starb am Kreuz, seine Anhänger ließen ihn im Stich und liefen davon (sogar der große Petrus…).

Aber dann passierte IRGENDETWAS. Ein Ereignis, das so außergewöhnlich war, dass die ehemals verängstigten, desillusionierten und hoffnungslosen Jünger plötzlich wieder auftauchten und mit einer strahlenden Zuversicht verkündigten: „Jesus ist doch der Messias! Wir haben ihn gesehen! Er ist auferstanden und er lebt!“

Viertens.

Die Anhänger Jesu waren sehr überzeugt von ihrem neuen Glauben.
IRGENDETWAS veränderte also für die Jünger (und Jüngerinnen) alles. Mit einer nie dagewesenen Kraft und Beharrlichkeit erzählten sie von Jesus, dem gekreuzigten und auferstandenen Messias. Und sie ließen sich durch nichts von diesem neuen Glauben abbringen:

Sie nahmen zum einen den Spott ihrer Zeitgenossen in Kauf („für die Juden ein Ärgernis, für die Griechen ein Unsinn…“). Das sogenannte Alexamenos-Graffito (gefunden in Rom, ca. 200 n.Chr.) gibt davon einen guten Eindruck).

Zum anderen erlitten sie für den Glauben an den Auferstandenen noch sehr viel Schlimmeres als Spott.
Neben der Bibel berichtet beispielsweise auch der römische Historiker Tacitus von massiven Christenverfolgungen: „Mit den für den Tod bestimmten trieb man noch Spott: in Felle wilder Tiere eingenäht wurden sie von Hunden zerfleischt oder mussten ans Kreuz genagelt (...) als nächtliche Beleuchtung brennen.“ (Annalen 15,44)

Fünftens.

Kern und Ausgangspunkte der Verkündigung der Jünger Jesu war die Auferstehung.
Egal, welches Buch im Neuen Testament wir lesen: Die Auferstehung Jesu Christi ist immer Kern und Ausgangspunkt der Verkündigung. Ein berühmtes Beispiel dafür ist etwa der Brief des Paulus an die Korinther: 1. Korinther 15

Im Angesicht all dieser historischen Fakten scheint eines ziemlich klar zu sein:
IRGENDETWAS Großartiges ist nach der Kreuzigung Jesu passiert.
IRGENDETWAS noch nie Dagewesenes hat die Jünger dazu gebracht, dass sie plötzlich davon überzeugt waren: „Jesus ist zwar gestorben, aber er lebt und er ist der Messias!“
IRGENDETWAS hat sie so begeistert, dass sie lieber gestorben sind als diesen neu gefundenen Glauben an Jesus Christus aufzugeben.

Christinnen und Christen zu allen Zeiten haben behauptet, dass dieses IRGENDETWAS die Auferstehung Jesu ist.

Aber das muss natürlich niemand glauben. Nur: In diesem Fall braucht man eine gute plausible Alternativerklärung für die eben genannten Fakten.

Ehrlich gesagt finde auch ich die Sache mit der Auferstehung manchmal „unglaublich“. Aber all die Alternativerklärungen sind bei weitem unwahrscheinlicher.

„Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein – so unwahrscheinlich sie auch klingen mag.“

(Sherlock Holmes)

Zum Weiterlesen: Warum es für die Jüngerinnen und Jünger wenig Sinn gemacht hätte, die Auferstehung zu erfinden (und so zu erfinden, wie sie die Evangelien berichten), hat Pfarrerin Alexandra Battenberg im Interview in Ö1 mit Brigitte Krautgartner diskutiert.