Vier. Antworten.

Um was geht es im Leben? Die geistlichen Väter und Mütter der Evangelischen Kirche fanden darauf vier überraschende Antworten.

Die vier Antworten wurden bekannt als die vier “soli” der Reformationszeit (von lat. solus = alleine).

  • Allein. Glaube.

    Sie kennen sie, diese drängende Sehnsucht. Diese tiefe Enttäuschung. Diese manchmal leise, manchmal verzweifelte Hoffnung: „Es muss doch mehr geben!“ Mehr als ich jetzt habe. Mehr als ich gerade erlebe. Mehr Leben.

    Aber was heißt das? Mehr Geld? Mehr Erfolg? Mehr Liebe? Eine andere Liebe?
    Und dann finden wir etwas, das uns erfüllt. Zunächst. Aber dann wird es weniger und was bleibt, ist die Leere.

    Viele Menschen denken, dass Christ sein bedeutet, religiös und “brav” zu sein. ABER: Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, welche Personengruppe Jesus am härtesten kritisierte?
    Antwort A:          religiöse Menschen
    Antwort B:          Wirtschaftskriminelle
    Antwort C:          Prostituierte
    Die Antwort wird Sie überraschen: Es ist Antwort A – die religiösen Menschen. Das müssen Sie mir natürlich nicht einfach so glauben – Sie können es selbst in der Bibel nachlesen, z.B. im Matthäusevangelium in Kapitel 23. Wahrscheinlich werden Sie staunen, welche klaren Worte Jesus hier findet.

    Warum tat Jesus das?!

    Weil es eben gerade NICHT darum geht, sich irgendwie religiös zu verhalten und gewisse Regeln und Vorschriften streng zu befolgen. Sondern darum, den Sinn im Leben zu entdecken. Die Quelle zu finden, die unseren inneren Durst stillt. Uns schenken zu lassen, was wir selbst nicht machen können.


    Deshalb gibt es einen himmelhohen Unterschied zwischen einer starren „Religiosität“ und einem lebendigen „Glauben“:
    Das eine ist verbissen und eng - das andere befreiend und weit.
    Das eine ist langweilig und irrelevant - das andere ein lebensveränderndes Abenteuer.
    Das eine macht hart und vielleicht auch etwas arrogant - das andere dankbar, demütig und liebevoll.

  • Allein. Gnade.

    Er war ein erfolgreicher Mann. Tolle Ausbildung, beruflicher Erfolg, Zugang zu den höchsten Regierungskreisen. Von allen geachtet. Ein Mann, der sein Leben in der Hand hatte.

    Aber dann… dann unternahm er eine Geschäftsreise. Und auf dem Weg wurde sein Leben auf den Kopf gestellt. Eine plötzliche Erscheinung. Eine Begegnung mit Jesus. Ein helles Licht. Und ein schwerer Schicksalsschlag: Der Mann, der sein Leben so gut in der Hand gehabt hatte, stürzte vom hohen Ross und als er sich wieder aufrappelte, konnte er nicht mehr sehen und war plötzlich abhängig von der GNADE anderer.

    Haben Sie die die Geschichte erkannt? Es ist eine berühmte Geschichte aus der Bibel – die Geschichte der Berufung des Apostel Paulus. Sie können diese in der Apostelgeschichte (Kapitel 9) nachlesen.

    Vielleicht kennen Sie die Geschichte auch nicht, haben aber dieselbe Erfahrung gemacht wie Paulus: Eine Zeit lang „läuft“ alles gut in Ihrem Leben. Sie sind erfolgreich, Sie sind der „Herr“ (oder die „Frau“) Ihres Lebens. Und plötzlich passiert etwas – und Sie merken: Eigentlich habe ich gar nichts in der Hand. Ich kann nicht beeinflussen, wie sich die wirtschaftliche Lage entwickelt. Ich kann nicht kontrollieren, ob meine Kinder gute Entscheidungen treffen oder nicht (und wenn ich es versuche, verschlimmert es die Situation). Ich kann meinen Körper nicht wieder gesundmachen. Mein Leben entgleitet mir, ich habe nichts mehr in der Hand. Und vielleicht hatte ich das auch nie.

    Einmal ernsthaft: Keiner von uns konnte beeinflussen, wann und wo er oder sie geboren wurde. Mit welchem Geschlecht, mit welchen Anlagen wir auf die Welt kamen. Wer unsere Eltern waren. Welche Ausbildung sie uns ermöglicht haben (oder nicht). Wer einmal beginnt, über das Leben nachzudenken, der merkt: So wenig lag tatsächlich in meiner Hand, so vieles wurde mir einfach „GESCHENKT“.

    Und was für das „normale“ Leben gilt, gilt erst recht für das „überirdische“. Auch das ewige Leben bei Gott können wir uns nicht verdienen. Wir müssen es uns SCHENKEN lassen durch seinen Sohn Jesus Christus.

    Paulus hat das damals auf dem Weg nach Damaskus verstanden. Und das hat sein Leben verändert:
    Aus dem stolzen und fordernden Mann wurde ein dankbarer und demütiger Mensch, der sein Leben lang nicht mehr aufhören konnte, über die GNADE Gottes zu sprechen. Der all seinen Besitz als GESCHENK ansah und deshalb gerne bereit war zu teilen.
    Und der uns noch heute Quelle der Inspiration dafür sein kann, wie so ein Leben aus dem Überfluss der GNADE aussieht.

  • Allein. Schrift.

    Reichstag zu Worms, April 1521. Einen Augenblick lang hielt die Welt den Atem an: Würde Martin Luther einknicken? Seine revolutionären Schriften widerrufen, um seine Karriere und sein Leben zu retten? Zusammenbrechen unter dem Druck von Kaiser und Kirche?

    Nein, das tat Martin Luther nicht: „Wenn ich nicht durch die Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe überzeugt werde, (…), so bin ich gefangen im Wort Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen (…). Gott helfe mir. Amen.“

    Und da war es, dieses große Prinzip der Reformationszeit: Allein die Schrift. Mit anderen Worten: Es zählt einzig und allein das, was Gott durch die Schrift (also durch die Bibel) sagt. Alles andere muss sich daran messen lassen und sich der Bibel unterordnen. Selbst der Papst und der Kaiser.

    Österreich, im 21. Jahrhundert. Wenn es hart auf hart geht: Wem vertrauen Sie in den großen Fragen des Lebens? Dem, was der Nachbar sagt? Was die Zeitung schreibt? Ihren Freunden auf Facebook? Ihren Gefühlen, die heute so und morgen anders sind?

    Martin Luther hat einmal gesagt: „Die Bibel ist gegenüber anderen Büchern wie die Sonne im Vergleich mit jedem anderen Licht.“ Mit anderen Worten: Es schadet (meistens) nicht, mit Freunden über wichtige Fragen zu reden oder auf die eigenen Gefühle zu hören. Aber im Vergleich zu dem, was die Bibel an Weisheit und Orientierung zu bieten hat, verblasst alles andere. Alles andere muss sich daran messen lassen und sich der Bibel unterordnen. Auch heute noch.

    Warum dies so ist? Dazu noch einmal Luther: „In der Bibel redet Gott selbst mit uns wie ein Mensch mit seinem Freunde.“

    Viele Menschen haben diese Erfahrung gemacht – nicht nur Martin Luther. Wie sieht es mit Ihnen aus?

Die vierte Antwort.

Die vierte Antwort ist die größte, beste und wichtigste von allen. Sie ist die Zusammenfassung und Erklärung aller anderer Antworten.